Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin, RP vom 14.09, 16.09 und 19.09.2017
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen:
Rund 580 Kilometer sind es laut Google Maps mit dem Fahrrad von Alpen bis Berlin. Nicht gerade um die Ecke. Doch das schreckt Thomas Hommen von der FDP nicht ab. Er will mit dieser Strecke nicht nur das Team Alpen im Stadtradeln nach vorne fahren, sondern im Wahlkampfendspurt für seine politische Farbe weiter Boden gut machen. Am Montagmorgen ist Hommen aufgebrochen. Das Wetter der ersten beiden Tage im Sattel: eher durchwachsen und ähnlich wie in der Politik – es blies ein heftiger Wind aus allen Richtungen. Doch spannende Begegnungen entschädigten dafür.
Die erste Etappe (112 Kilometer) führte nach Drensteinfurt. Unterwegs bei Haltern lud ihn eine Bäuerin zum „Elführken“ ein. Und nicht nur das: Hommen konnte sich bei selbstgebackenem Rosinenbrot, Butter und Käse stärken. Übernachtet hat er in Drensteinfurt im Hotel an der „Glück-auf“-Schranke. Die, so weiß der Liberale, trägt den Namen zu Recht: mit Glück ist sie auf.
Auf 114 Kilometern ging es an Tag 2 nach Vlotho. Als sich bei Bielefeld Regen ankündigte, bot ihm – wie sich später im Gespräch herausstellte – ausgerechnet ein eingefleischter CDU-Wähler mit Sympathien für die Liberalen an, sich bei einem Kräutertee aufzuwärmen. Das Tagesziel Vlotho erreichte Hommen am Nachmittag.
ag drei der Fahrradtour ist angebrochen. Jetzt geht es von Vlotho in das 113 Kilometer entfernte Sehnde nahe Hannover. Nicht zuletzt auch dank Tief Sebastian, das Hommen ordentlich Gegenwind beschert, sind bereits drei der geplanten fünf Kilo abgespeckt. Der Tag hält für ihn drei Erkenntnisse bereit. 1. Er ist nicht aus Zucker. 2. Seine Regenkleidung war ein Glücksgriff, denn sie hält, was sie versprochen hat und 3. Das Trocknen der Kleidung im hoteleigenen Heizraum ist keine gute Idee, wenn man keinen Dieselgeruch mag. Beim Abendessen im Restaurant kommt es zum Gespräch mit einem trinkfreudigen polnischen Radfahrer. Über die Tour nach Berlin kann dieser nur müde lächeln, geht seine Reise doch von London bis nach Prag.
Hommens Etappe vier führt von Sehnde nach Eimersleben in Sachsen-Anhalt und ist mit 118 Kilometern die bisher längste. Im Laufe des Tages ändert sich das Wetter von kalt und trocken zu kalt und nass. Nach einer kurzen Pause vor einem Supermarkt, kommt es dann zu einem scheinbar politisch motivierten Anschlag auf Hommens Fahrrad. Eine Dame von den Grünen erwischt beim Ausparken sein abgestelltes und mit FDP-Sticker gekennzeichnetes Fahrrad. Nach kurzem politischen Austausch und friedlicher Einigung geht die Reise weiter, denn alles ist heil geblieben.
An Tag 5 fuhr der 50-Jährige von Eimersleben nach Brandenburg an der Havel – 131 Kilometer in sechseinhalb Stunden bei sonnigem Wetter quer durch Sachsen-Anhalt. „Radfahrwege sind dort eine echte Herausforderung“, sagt er, „Entweder grob verlegtes Kopfsteinpflaster oder schlecht verlegte Betonplatte. Straßenschilder scheinen auch Mangelware zu sein. Frei nach U2: Where the streets have no name“. In Althaldensleben wurde der Alpener von einem Trabbi-Fahrer auf sein Wahlkampfmobil angesprochen. „Wir einigten uns darauf, dass er eine Runde mit meinem Rad drehen dürfe, wenn ich im Gegenzug erstmals in meinem Leben einen Trabbi fahren kann. Im letzten Augenblick habe ich mich allerdings daran erinnert, dass die Stadtradel-Regularien das nicht zulassen und so ist er nur mit meinem Rad gefahren.
An Tag 6 und 7 ging es von Brandenburg an der Havel nach Berlin zum Brandenburger Tor. 70 Kilometer in dreieinhalb Stunden – Wetter top. Auf dieser Strecke erlitt Hommen die einzige Panne. Im Verlauf der Tour habe seine Kette geknarzt. Abhilfe in Form von Ketten-Fluid war schnell geschaffen.
Am Brandenburger Tor nahm dann der FDP-Fraktionsvorsitzende im Berliner Abgeordnetenhaus, Sebastian Czaja, den Niederrheiner in Empfang. Hommen: „Am Sonntag bin ich durch das frühmorgendliche Berlin geradelt, um mir einige Sehenswürdigkeiten anzusehen. Grandios.“ Im Verlaufe des Bundesparteitages kam es dann zum Foto mit FDP-Chef Christian Linder. Dabei trug der Alpener ein T-Shirt der Aktion „Bewegen hilft“ von Guido Lohmann. Hommen freut sich: „Für das Foto hat er ein Interview mit N24 kurz verschoben, um sich gebührend Zeit für meine Aktion zu nehmen.“ Mit dem Zug ging es dann am Mittag von Berlin über Duisburg bis nach Wesel zurück. Das letzte Stück bis Alpen radelte Hommen dann wieder – Ehrensache.
eingestellt von Thomas Hommen