Alpener Innenstadtplanung sorgt für reichlich Zündstoff, RP 31.08.2019

Foto: Reichwein

Die alte Feuerwache am Willy-Brandt-Platz wird abgerissen. Ein Discounter und ein Mietshaus sollen her. Die Gemeinde will damit die Kaufkraft erhöhen.   

Die geplante Discounter-Ansiedlung gefällt Anliegern des Willy-Brand-Platzes nicht. Dagegen befürwortet die Politik das Vorhaben.

 

Reichlich Zündstoff in der Sitzung des Alpener Bau-, Planungs- und Umweltausschusses: Auf der Tagesordnung stand unter anderem die städtebauliche Aktivierung des Willy-Brandt-Platzes mit dem damit einhergehenden Abriss des ehemaligen Feuerwehrgebäudes. Etwa 40 Alpener nutzten die Gelegenheit, um in der vorgeschalteten Anhörung der Einwohner ihrem Unmut über die geplanten Baumaßnahmen Luft zu machen.

Denn was den Anrainern des Willy-Brandt-Platzes möglicherweise noch bevorsteht, erleben Hausbesitzer an der Vorburg bereits heute. „Anlieferer lassen die Motoren der Lkw durchlaufen, schwarzer Ruß verpestet die Luft, dazu der Lärm“, klagte zum Beispiel eine Nachbarin des Netto-Marktes, dessen Erweiterung bereits genehmigt ist.

Bei Elke Krause schrillen nach diesen Schilderungen alle Alarmglocken. Sie wohnt am Birkenweg in unmittelbarer Nähe des Willy-Brandt-Platzes: „Wenn ich mir die Pläne ansehe, dreigeschossig, womöglich noch mit Kälteanlage auf dem Dach, habe ich den Eindruck, da entsteht ein Hochhaus. Für mich ist das ein Horrorszenario, ich fühle mich überrumpelt.“ Daneben befürchten die Anwohner eine Verschattung ihrer Grundstücke und immensen Wertverlust.

Bürgermeister Thomas Ahls versteht die Bedenken der Betroffenen, hebt aber auch die Notwendigkeit der städtebaulichen Entwicklung hervor: „Ich drehe da kein Tuch drum, an ihrer Stelle würde ich genauso reagieren. Aber was Einzelhandelsflächen und Kaufkraftbindung betrifft, haben wir im Kreis die rote Laterne. Ich verspreche aber, dass wir ihre Sorgen berücksichtigen werden.“

Dass der Einzelhandel in Alpen eminent wichtig ist und einen „Schrittmacher“ gut gebrauchen könnte, dafür zeigten viele Besucher noch Verständnis. Anders sieht das bei der Umsetzung aus. „Wir können nicht verstehen, warum der Anlieferverkehr für den Supermarkt durch unser Wohngebiet erfolgen muss, wo doch eigens eine Zufahrt zur Lindenallee gebaut wird. Muss das sein?“Die unbefriedigende Antwort des Bürgermeisters: „Es sind andere Zwänge, die ich hier nicht kundtun kann.“

André Siedenberg von der Kommunal Agentur NRW erläuterte zu Beginn der Sitzung das in Auftrag zu gebende Investorenauswahlverfahren. „Es wird eine Bürgerbeteiligung geben. Die besten vier Angebote werden dann vorgestellt und gefragt, ob es aus der Bevölkerung weitere Anregungen gibt.“ Daraus, sp Siedenberg, würden dann zwei Bewerber ausgesucht, die Gelegenheit haben, ihre Angebote noch einmal nachzubessern.“ Siedenberg betonte, dass die Angebote kostenlos abzugeben, dass Risiko demnach denkbar gering sei. Darüber hinaus könne die Gemeinde jederzeit die Reißleine ziehen und das Verfahren ohne nennenswerte Kosten abbrechen.

CDU-Sprecher Josef van Beek lobte die Transparenz dieses Verfahrens, das den Ort weiter nach vorne bringen werde: „Wir sind auf dem richtigen Weg, das Sahnestück entsprechend zu verwerten.“ Dr. Armin Lövenich hob einen weiteren Aspekt hervor: „Uns von der SPD ist wichtig, dass der soziale Wohnungsbau berücksichtigt wird, und das ist der Fall.“ Ähnlich äußerte sich der Grüne Willi Schellen, der lediglich bemängelte, dass die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum in den Obergeschossen des Komplexes nicht zwingend vorgesehen sei. FDP-Sprecher Thomas Hommen sprach sich gegen die Ansiedlung eines Discounters aus: „Wir brauchen keinen weiteren Vollsortimenter, was man in Alpen braucht, bekommt man hier jetzt schon.“ Der Liberale wünscht sich bei einem Projekt dieser Größenordnung deutlich mehr Bürgernähe: „Die Entscheidung sollte nicht vom Rat, sondern von der Bevölkerung getroffen werden.“

Bei drei Gegenstimmen entschied der Ausschuss schließlich mehrheitlich, das Investorenauswahlverfahren zur städtebaulichen Aktivierung des Willy-Brandt-Platzes einzuleiten.

Info
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eingestellt von Thomas Hommen

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