Nach 111 Mal: „Hommen sitzt“ nicht mehr, NRZ 13.05.2021
Alpens FDP-Chef beendete gestern seinen stillen Protest vor dem alten Feuerwehrgerätehaus.
Seine Bilanz ist positiv, nur drei Stühle haben die Aktion nicht überstanden
Ein letztes Mal streifte sich Thomas Hommen die magentafarbene Weste über, stellte seinen blauen Stuhl vor dem alten Feuerwehrgerätehaus auf und saß. Nun, nach 111 Wochen, ist Schluss. Hommen sitzt nicht mehr. Heute beendete der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Alpener FDP seine stille Mahnwache „Hommen sitzt“, die er im April 2019 startete, um den Abriss des Gerätehauses zu verhindern. Jeden Mittwoch saß er seitdem von 10.55 Uhr bis „fünf vor zwölf“ vor dem Gebäude. Das Feuerwehrgerätehaus konnte er bekanntlich nicht retten. Die Bagger sind inzwischen angerollt. Die Dachschindeln wurden bereits abgenommen, die Dachbalken ausgebaut, die Ziegel entfernt und einige Wände eingerissen. Für Hommen und seine Mitstreiter sei dies der richtige Zeitpunkt gewesen, um die Aktion zu beenden. „Wir haben lange gekämpft. Das Gebäude ist nun so schwer beschädigt, dass es nicht mehr zu retten ist“, sagte Hommen.
Drei Plastikstühle sind weggeknickt
Apropos nicht mehr zu retten: Auch drei der vier Plastikstühle haben die Aktion nicht überstanden. „Immer mal wieder ist ein Stuhlbein weggenickt“, erzählte der Politiker lachend. Auch vier Regenschirme sind der Witterung zum Opfer gefallen. Kein Wunder, sie kamen bei jeglichem Wetter zum Einsatz: Bei Regen, Wind und Sonne – Thomas Hommen hat keinen Mittwoch ausgelassen. Egal, wie das Wetter war oder ob seine Protestaktion auf einen Weihnachtstag oder Neujahr fiel. „Es ist schon ein komisches Gefühl, jetzt aufzuhören. Zwei Jahre waren eine lange Zeit“, so Hommen.
Auch wenn der Abriss nicht verhindert werden konnte: Rückwirkend habe sich die Aktion trotzdem gelohnt. „Die Bürgerinnen und Bürger haben dadurch ein feineres Gespür für die Großprojekte der Verwaltung und den Umgang der Politik damit entwickelt. Sie nehmen nicht mehr alles klaglos hin, sondern sie setzen sich zur Wehr, stellen vorher Hingenommenes infrage.“ Zwischen Hommen und seinen treuesten Mitstreitern, zu denen neben seiner Frau Birgit auch Annemarie Cargnelutti und Klaus Günther gehörten, hätten sich richtige Freundschaften entwickelt. „Einige der Beteiligten engagieren sich inzwischen auch politisch“, betonte Hommen.
Seine Hauptaussage zu Beginn habe er eingelöst. „Ich habe immer gesagt, dass ich so lange vor dem Gerätehaus sitzen werde, bis es entweder gerettet ist oder abgerissen wird. Mir war dabei wichtig, dass Politiker zu ihren Aussagen stehen sollten. Leider ist das bei vielen heutzutage nicht mehr der Fall. Bei mir schon.“ Wenn es einmal soweit ist, wollte sich der Politiker eigentlich vom Ort seiner zweiten Heimat wegtragen lassen. Weil die Corona-Mindestabstände dabei unterschritten worden wären, ging das aber nicht. Seinen Abgang hatte Hommen deshalb gestern symbolträchtig auf einem Anhänger, auf dem er vom Willy-Brandt-Platz weggefahren wurde. Matthias Evers, ebenfalls FDP-Mitglied, hatte dies überraschend für ihn organisiert.
So ganz beendet ist „Hommen sitzt“ übrigens doch noch nicht: Am kommenden Mittwoch wird Hommen seinen Stuhl am Feuerwehrgerätehaus wirklich ein letztes Mal aufstellen und die Weste drüber hängen. Er selbst wird dort aber nicht mehr sitzen. „Es wäre das 112. Mal gewesen. 112 ist ja auch die Nummer der Feuerwehr. Ich finde, das ist eine schöne Symbolik zum Abschluss.“ Den letzten Stuhl und die Warnweste wird er behalten. Letztere ist schließlich schon zu einem richtigen Markenzeichen geworden.
eingestellt von Thomas Hommen