CDU gewinnt, aber für Groß reicht’s nicht, RP 15.05.2017
Trotz der dramatischen Einbrüche für die SPD kann René Schneider sein Mandat im Landtag verteidigen. Die FDP freut sich über ein zweistelliges Resultat. Auch in Alpen, Xanten, Rheinberg und Sonsbeck ist die AfD nun ein Faktor.
Der Weg zur Macht an Rhein und Ruhr führt über Veen. 72 Stunde vor dem historischen Wahlsonntag hatte CDU-Spitzenkandidat Armin Laschet rund 400 politischen Freunden auf dem Spargelhof Schippers versprochen, heute als künftiger Ministerpräsident des bevölkerungsreichsten Bundeslandes nach Berlin zu reisen. Der Mann hat Wort gehalten. Ein Gewinner stand schon früh fest: Die Demokratie. Die Wahlbeteiligung lag mit 66,7 Prozent deutlich über der von vor fünf Jahren (60,8). Der Wille der Wähler zum politischen Wechsel reichte aber für CDU-Kandidat Rainer Groß aus Xanten nicht aus, um im Wahlkreis 57 Wesel II den über Parteigrenzen hinaus geschätzten SPD-Abgeordneten René Schneider zu schlagen. Groß holte achtbare 22.010 Stimmen und landete bei 36,8 Prozent. Schneider verteidigte gegen den für seine Partei desaströsen Trend seinen Sitz mit 23.022 Stimmen und erreichte 38,5 Prozent. CDU und SPD trennten bei den Zweitstimmen nur fünf Stimmen. Beide kamen auf 34 Prozent.
Auch im neu gebildeten Wahlkreis 63 (Duisburg IV/Wesel V), zu dem Rheinbergs Ortsteile Orsoy, Eversael, Budberg und Vierbaum zählen, blieb die Überraschung aus. Zwar schaffte es CDU-Kandidat Frank Heidenreich auf Rheinberger Terrain auf Augenhöhe mit dem politischen Widersacher. Doch auf Duisburger Gebiet blieb Frank Börner von der SPD trotz Verlusten eine übermächtige Größe. Peter Tullius, SPD-Chef in Rheinberg, berichtete aus dem Wahlkampf, dass viele Rheinberger mit dem neuen Wahlkreis 63 gefremdelt hätten: „Viele SPD-Wähler haben gesagt, sie fühlen sich Duisburg nicht zugehörig.“
In Alpen, wo um 20.26 Uhr ausgezählt war, legte die CDU um 8,4 Punkte gegenüber 2012 zu und landete mit 42,8 Prozent deutlich vor der SPD, die auf 26,8 Prozent der Stimmen kam – minus 8,5 Punkte. Die Liberalen schafften beachtliche 12,8 Prozent. Das ließ Alpens FDP-Parteichef Thomas Hommen jubeln. „Ich hatte mit 10 plus x gerechnet. Das ist ein tolles Ergebnis und auch auf die gute Arbeit vor Ort zurückzuführen. Wir haben auf unserem Weg Richtung Kommunalwahl 2020 einen wichtigen Schritt gemacht.“ Die Grünen schafften mit 4,9 Prozent als fünfte Kraft nicht die Fünf vor dem Komma. Sie wurden von der AfD überholt, die auf Anhieb sechs Punkte machte. Ein Trend, der CDU-Fraktionschef Günter Helbig Sorge bereitet: „Die Frage ist doch, wer in die Lücke geht, die bei der SPD gerissen wird.“ Peter Nienhaus (Grüne) ist sehr enttäuscht. „Wir haben landespolitisch viel erreicht, es aber nicht geschafft, das zu kommunizieren.“ Er hoffte gestern Abend noch auf eine Dreier-Konstellation mit SPD und FDP: „Wir sollten nicht alles ausschließen.“ Bei den Erststimmen lag Groß mit 46,3 Prozent besser als die Partei. Schneider kam auf 29,2 Prozent. Xanten In Xanten konnte Rainer Groß seinen Heimvorteil nutzen und legte mit 44,8 Prozent ordentlich zu – plus 5,6 Punkte gegenüber 2012. Schneider kam hier nur auf 31,5 Prozent. Kandidat Groß lag in der Domstadt deutlich vor seiner Partei, die zwar satte 6,9 Punkte gutmachen konnte, aber mit 39,2 Prozent die 40-Prozent-Marke nicht ganz erreichte. Die Liberalen schafften 13 Prozent (plus 4,2), die Grünen stürzten auf 5,5 Prozent (minus 4,5). Die AfD machte bei ihrer Premiere 6,0 Prozent.
Sonsbeck In Sonsbeck landete die CDU bei 44,2 Prozent, auch hier legte Kandidat Groß noch einmal vier Punkte drauf und fuhr 48,1 ein. In der Gemeinde kam SPD-Mann Schneider nur noch auf 27,5 Prozent. Auffällig: Die Liberalen legten in Sonsbeck mächtig zu auf 14,3 Prozent (plus 4,8 Prozent). Wahlverlierer auch die Grünen mit 4,3 Prozent. Die AfD lag hier mit 4,4 Prozent nur leicht besser.
Rheinberg In Rheinberg lieferten sich CDU (33,01) und SPD (33,03) ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Wobei der schwarze Balken um satte 7,9 nach oben schoss und der rote um 9,4 nach unten stürzte. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei den Erststimmen. Folge: Hier hatte Rainer Groß mit 36,2 Prozent die Nase vorn vor René Schneider, der es in Rheinberg nur noch auf 35,3 Prozent gebracht hat. Die FDP machte auch hier Boden gut, kam auf acht Prozent, die Grünen schafften noch 6,3 Prozent. Die AfD lag bei 7,2 Prozent. Die Linke legte zu auf 4,3 Prozent.
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eingestellt von Thomas Hommen