Getrübte Stimmung am Willy-Brandt-Platz
Der letzte Mittwoch am Willi Brandt Platz war trübe. Wolken zogen vorüber, es war nasskalt. Wie immer, so muss man mittlerweile sagen, saß Thomas Hommen, Chefliberaler in Alpen, von 10.55 Uhr bis „Fünf vor Zwölf“ und am Abend auf seinem Stuhl vor der Alten Feuerwache. Eine Nachnutzung des Gebäudes fordernd, protestierend, bereits seit einem dreiviertel Jahr.
Auch unabhängig vom Wolkenbild ist die von Bürgermeister Ahls einst euphorisch verkündete Aufbruchsstimmung am Willi-Brandt-Platz längst der Ernüchterung gewichen. Der Investorenwettstreit ist abgebrochen, da sich nur ein Bewerber fand, der allerdings die selbst gesteckten Wettbewerbsanforderungen nicht erfüllen konnte. Damit folgte der Bauausschuss der Gemeinde der Empfehlung der eigens dafür einberufenen Fachjury, die vorsah eine Neuauflage des Wettstreits ins Leben zu rufen. „Das begrüßen wir ausdrücklich“ so Alpens Partei- und Fraktionsvorsitzender Thomas Hommen „denn es ist exakt dass, was wir in der letzten Ratssitzung als einzige eindringlich gefordert haben. Eine Bestätigung dessen, dass wir anderenfalls rechtlich angreifbar gewesen wären.“ Deshalb sei es auch keine Überraschung, dass die dem Projekt kritisch gegenüberstehende FDP dem neuen Beschlussvorschlag jetzt zustimmte.
Michael Weis, stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Alpener FDP-Ratsfraktion und Stephan Gesthuysen, sachkundiger Bürger im Bauausschuss erläutern: „Wir sehen den Abbruch des gescheiterten Investorenwettstreits als klares Zeichnen und Unterstützung unserer kritischen Argumentation. Das bisherige Vorgehen der anderen Ratsfraktionen und die Vorstellungen des Bürgermeisters zur Entwicklung des Platzes sind falsch, worauf wir von Anfang an hingewiesen haben. Der neue Wettstreit gibt der Gemeinde die Möglichkeit, erneut vom Anfang zu denken und unter Einbeziehung der Vorschläge aus der Bürgerschaft die alte Feuerwache am Willi-Brandt-Platz zu erhalten und – genau wie von uns gefordert – in eine zukünftige Nutzung des Platzes einzubinden. Die Zustimmung signalisiert unsere Bereitschaft zur konstruktiven Zusammenarbeit mit allen Fraktionen. Wir laden damit ein zum Überdenken der bisherigen Pläne und zum gemeinsamen Finden einer Lösung zum Erhalt des alten Feuerwehrgebäudes.“
Moritz Vochtel, der Bürgermeisterkandidat der Freien Demokraten in Alpen, nimmt die Perspektive des Rathauses ein: „Ein Bürgermeister hat die Pflicht, seine Gemeinde nach Kräften zu entwickeln und nach vorne zu bringen. Infrastruktur, Bildung und Wohnen stehen im Zentrum meines künftigen Handelns. Die Situation in Alpen zeigt einen Bürgermeister, der seit drei Legislaturperioden die von einem Verwaltungschef notwendige politische Neutralität vermissen lässt. Einst angetreten als parteiloser Kandidat ist Bürgermeister Ahls in der Tat erst kurz vor seiner ersten Wahl in die CDU eingetreten. Für die Christdemokraten ein unvorstellbares Szenario, das ein Bürgermeister nicht ihrer Partei angehört. Das bringt ganz natürlich unbewusste Abhängigkeiten mit sich. Das schränkt auch die Bewegungsfreiheit im täglichen Handeln des Bürgermeisters ein. Diese Einschränkungen und Abhängigkeiten sind schädlich für erfolgreiche Arbeit. Ich freue mich darauf, das ändern zu können. Ein Bürgermeister, der politisch in Opposition zur regierenden Ratsfraktion steht, bringt frischen Wind und wichtige, unabhängige Ideen in unser Rathaus. Nur ein solcher Bürgermeister kann frei Entscheidungen treffen, abweichend von ausgetretenen Pfaden und der vorherrschenden Regierungsmeinung.“
Spezifisch auf einen Vorschlag zum anderen Umgang mit dem Willi-Brandt-Platz gefragt ergänzt Vochtel: „Eine Entwicklung des Platzes ist wichtig und unbedingt gewollt. Auch unser Einzelhandel profitierte von einer Weiterentwicklung des Standortes. Die Schaffung eines Vollsortimenters, vermutlich mit der Folge, dass ein anderer Supermarkt in Alpens Mitte schließt, kann hier keinem vernünftigen Menschen als sinnvolle Lösung plausibel gemacht werden. Schlimmer noch, hier wird funktionierende, intakte Infrastruktur auf Kosten des Steuerzahlers vernichtet. Vielmehr muss sich ein Bürgermeister am Willen der Bevölkerung orientieren. Vorschläge zur Weiternutzung der alten Feuerwache liegen vor, Wohnungen müssen gebaut werden, eine Drogerie stünde Alpen wieder gut zu Gesicht. Daraus ein Großprojekt zu machen, bei dem bezahlbarer Wohnraum vernachlässigt, ein schöner Platz überbaut, eine zentrale Fläche verkauft- und ein großer Supermarkt unnötig eingerichtet werden, ist eine Fehlentwicklung, schlicht falsch. Dieses Vorgehen entstammt Einzelinteressen, für die unsere Bürgerinnen und Bürger nur am Rand wichtig sind. Sie werden zu Stimmabgebern und Dukateneseln degradiert, die fehlgeleitete Projekte ohne echte Mitsprache und möglichst ohne Widerspruch finanzieren sollen. Das werde ich abstellen.“
eingestellt von Thomas Hommen