Die Hoffnung heißt 2019, NRZ 20.12.2017
Alpener Haushalt hat ein Loch von 3,5 Millionen Euro. Doch die Aussicht ist positiv
Schöne Bescherungen sehen anders aus. Und so wurde es gestern Abend im Alpener Ratssaal auch fast andächtig still, als Kämmerin Andrea Wessel den Haushaltsentwurf 2018 präsentierte. Im Haushalt klafft ein Loch von 3,5 Millionen Euro und der Schuldenstand ist mit 23,1 Millionen Euro so hoch wie nie zuvor. Hinzu kommt die Kreisumlage, die mit 10,5 Millionen Euro ebenfalls stattlich ausfällt. Allerdings verbreitet das Wort „Haushaltssicherungskonzept“ in Alpen überhaupt keine Angst. „Weil wir prognostiziert in 2019 mit einem Plus von 882500 Euro abschließen“, erklärte Andrea Wessel. Höhere Gewerbesteuereinnahmen und eine niedrigere Kreisumlage lassen positiv in die Zukunft blicken – zumindest mit einem lachenden neben dem weinenden Auge.
Zudem konnte die Gemeinde das Minus für 2017 in Höhe von 5,1 Millionen Euro (momentan wegen zusätzlicher Steuer- und LVR-Zahlungen bei 4,1 Millionen Euro liegend) reduzieren. Der Grund für den Fehlbetrag: Zum einen die antizyklische Entwicklung der Gewerbesteuererträge (mit 4,8 Millionen Euro in 2017 gegenüber 13,3 Millionen Euro vor drei Jahren) und die weiterhin hohen Aufwendungen für die Kreisumlage und die Jugendamtsumlage. Doch gerade deren positive Prognosen könnten den Pegel in den Plusbereich ausschlagen lassen. Hilfreich auswirken könnte sich auch die sehr gute Steuerkraft Alpens. Wobei deshalb aber auch keine Schlüsselzuweisungen vom Land fließen. „Es gibt Indizien dafür, dass wir die Talsohle durchschritten haben“, sagte Bürgermeister Thomas Ahls zu den Zahlen. „Aber wir haben noch einige Investitionen zu stemmen, und das funktioniert nur bei einer gesunden Finanzlage.“
Im Raum bleibt die Frage: Welche Kosten kommen beispielsweise noch durch Breitbandausbau, Ortskernumgestaltung und Klimasanierung des Schulzentrums auf die Verwaltung zu? Das neue Feuerwehrgerätehaus verschlingt bekanntlich knapp sechs Millionen Euro. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Bürgermeister, den Fachbereichen und den Fraktionen sei bei diesem anspruchsvollen Arbeitsvolumen wichtiger denn je – so die abschließenden Worte der Kämmerin. Günter Helbig, Fraktionschef der CDU, lobte den Haushaltsentwurf. „Wir müssen jeden Posten umrechnen und überlegen, welche Investitionen nötig sind.“ Ähnlich sah es Jörg Banemann (SPD). Man müsse intensiv besprechen, was genau man umsetzen wolle. „Erfreulich ist aber, dass die Steuerkraft der Bürger höher ist als die Gewerbesteuer.“ Sehr eng gestrickt sei der Haushalt nach Meinung von Peter Nienhaus (Grüne): „Aber wir leben hier noch immer auf einer Insel der Seligen. Die Einkommenssteuer liegt über der Gewerbesteuer, das gibt es in anderen Kommunen nicht.“ Trotzdem müssten manche Projekte hinten anstehen. „Und bei den Entscheidungen müssen Politik und Verwaltung eng zusammenarbeiten, das ist sehr wichtig.“
Weniger optimistisch klang FDP-Chef Thomas Hommen: „3,5 Millionen Euro minus sind ein schweres Brett. Mit dieser hohen Verschuldung ist Alpen auf dem besten Wege, das Griechenland des Kreises Wesel zu werden.“
eingestellt von Thomas Hommen