Er sitzt und sitzt und sitzt, NRZ 23.02.2021

Alpens FDP-Chef Thomas Hommen sitzt morgen zum 100. Mal vor dem alten Feuerwehrgerätehaus. Corona, Minusgrade und erste Abrissarbeiten halten ihn nicht ab

Thomas Hommen muss schon zugeben: Bei eisigen Minustemperaturen vor dem alten Feuerwehrgerätehaus zu sitzen, war schon etwas ungemütlich. „Ich würde lügen, wenn es nicht so gewesen wäre. Es war sehr kalt“, sagt der Partei- und Fraktionsvorsitzende der Alpener FDP. „Aber sitzen härtet auch ab“, ergänzt er lachend. Und da weiß er, wovon er spricht. Am morgigen Mittwoch hält der Politiker nämlich zum 100. Mal seine stille Mahnwache vor der alten Feuerwehrwache am Willy-Brandt-Platz ab. Vor fast zwei Jahren rief er seine Aktion „Hommen sitzt“ ins Leben. Damals noch mit der Intention, den Abriss des Gerätehauses zu verhindern. Dafür saß er seitdem jeden Mittwoch von 10.55 Uhr bis „fünf vor zwölf“.

Der Abriss ist besiegelt

Den Abriss zu verhindern, ist ihm nicht geglückt. Dieser ist besiegelt, das Grundstück bereits verkauft. Das akzeptiere der Alpener. Aufgeben ist dennoch keine Option für ihn. Er möchte weiterhin ein Zeichen setzen und zeigen, dass er als Politiker zu seinem Wort stehe. „Ich bin nicht so blauäugig und denke, dass ich noch irgendetwas retten kann. Aber wenn ich sage, ich sitze hier bis zum Schluss, dann sitze ich auch jede Woche hier bis die Abrissbirne kommt“, betont Hommen.

Und das bei wirklich jedem Wetter. So eben auch an besagtem Mittwoch vor knapp zwei Wochen bei minus zehn Grad. So kalt sei es noch nie gewesen. Den stillen Protest ausfallen zu lassen, kam aber natürlich nicht infrage. „Es war aber auch abgesehen von der Temperatur einer der turbulentesten Tage.“ An diesem Mittwoch sei das beauftragte Abbruchunternehmen besonders aktiv gewesen – beinahe zu aktiv für Hommen und ein paar engagierte Bürger. „Fünf Bäume wären fast gefällt worden, obwohl das nicht vorgesehen war“, erzählt Hommen. Die Abrissfirma hatte die Bäume bereits eingezäunt und erste Äste abgesägt. Der FDP-Chef rief Thomas Janßen, Wirtschaftsförderer der Gemeinde Alpen, zur Hilfe, der das Missverständnis auflöste. Die Bäume blieben stehen. „Vorerst auf jeden Fall bis zum Herbst, weil ab Ende Februar wegen der Brutzeit sowieso keine Bäume mehr gefällt werden dürfen“, erklärt Hommen. Ein kleiner Erfolg für ihn und für die Anwohner, die ihn jede Woche unterstützen. Das ist seit der Corona-Pandemie aber gar nicht mehr so einfach. „Wir können nicht mehr mit vielen Mitstreitern zusammenkommen.“ Deshalb heißt die Aktion seit einem Jahr nicht nur „Hommen sitzt“, sondern „Hommen sitzt – mit Abstand“.

Mit Mundschutz und mit Mindestabstand sitzt der FDP-Mann vor dem Gerätehaus, wenn einige wenige Bürger dabei sind. Alleine saß Hommen bisher noch nie. „Und wenn es so wäre, hätte ich mich trotzdem eine Stunde hingesetzt“, versichert er.Vor fast genau einem Jahr, als Thomas Hommen zum 50. Mal vor der Feuerwache saß, ging er davon aus, insgesamt eineinhalb Jahre, also 78-Mal friedlich zu protestieren. Dass er nun schon die 100 „feiert“, erstaunt ihn selbst. „Das zeigt, wie lange manche Dinge in Deutschland einfach brauchen. Ich setze mich auch noch 200 Mal hin.“ Das könnte vermutlich eng werden. Die Eigentümerverhältnisse haben sich bereits geändert, das weiß auch Thomas Hommen. Er geht davon aus, bis Mitte des Jahres noch seinen Stuhl aufstellen zu können. „Wenn der Investor dann auch rechtlicher Eigentümer ist, kann er das Gelände einzäunen, dann komme ich nicht mehr drauf.“ Wenn die Abrissbirne anrückt, um das Gerätehaus endgültig platt zu machen, dann wird Hommen aber vor Ort sein und sitzen. „Ich werde mich aber nicht zur Wehr setzen“, betont der engagierte FDP-Chef.

eingestellt von Thomas Hommen

 

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