Extremklima fordert die Feuerwehr, RP 01.11.2018

Besondere Wetterlagen haben in diesem Jahr die Freiwillige Feuerwehr in Alpen stark gefordert. Auf Sturmtief Friederike folgte ein langer Dürresommer mit teils heiklen Feldbränden. Konzepte für Starkregen werden erarbeitet.

Die Freiwillige Feuerwehr rückt nicht nur immer öfter aus. Ihre Aufgaben verändern sich auch. Der Klimawandel macht erhebliche Anstrengungen notwendig. Auch im niederrheinischen Alpen. Das mag auf den ersten Blick Erstaunen hervorrufen. Aber wie Feuerwehrchef Michael Hartjes bei seinem Vortrag im Rat eindrucksvoll ausgeführt hat, bereiten sich seine Leute verstärkt auf Einsätze vor, die durch lang anhaltende Trockenheit wie in diesem Sommer verursacht werden. Gleichzeitig nehmen die Wehrleute Szenarien in den Blick, die nach extremen Regenfällen ein konzentriertes Eingreifen erfordern, um Schaden von Mensch und Haus abzuwehren.

Die Bedeutung der Wehr wächst. Das ist allein an der Zahl der Einsätze abzulesen. Rückten die Einheiten der Alpener Wehr 2014 noch 93 Mal aus, waren’s zwei Jahre später schon 132 Alarmierungen. Die Marke des vorigen Jahres (172) ist in diesem Jahr mit 174 Einsätzen bereits übertroffen. „Und das Jahr ist noch nicht zu Ende“, so Hartjes.

Das sich dem Ende neigende Jahr hat seine Mannschaft in besonderer Weise gefordert. Zunächst ist das Sturmtief Friederike auch über Alpen hinweggefegt und hat die Wehr an nur einem Tag an 38 Stellen im Gemeindegebiet intensiv beschäftigt. Dann war’s lange relativ ruhig, bis die große Dürre kam und ihren Tribut bei der Ernte auf frühreifen Getreideäckern verlangte. Die Kurve der Flächenbrände sei in den zurückliegenden fünf Jahren „steil nach oben geklettert“. In diesem Jahr waren’s 21. Rekord.

Was das für die Feuerwehr konkret bedeuten kann, zeigte sich Mitte Juli bei einem Feuer auf einem vom Mähdrescher geräumten Feld auf der Bönninghardt „Das haben wir nur mit Mühe und Not in den Griff gekriegt“, sagte Hartjes. Auf Nachfrage erläuterte er, dass der Einsatz schon fast beendet gewesen sei, „als plötzlich eine kleine Windhose kam, und alles von vorne los ging“. Dass so ein Ernteeinsatz für die Retter heikel werden kann, belegte der Feuerwehrchef mit einem Video-Einspieler, den er bei Youtube gefunden hatte. Das zeigte einen Löschangriff auf einem Stoppelfeld im Hessischen. Der Wind drehte sich plötzlich und trieb die Feuerwalze auf die Löschkräfte zu. Die mussten das Feld räumen. Ein Löschfahrzeug ging in Flammen auf. Eine Herausforderung sei die Wasserversorgung auf dem Land. Die 10.600 Liter in den Tanks der Fahrzeuge seien endlich.

Es seien nicht nur weite Wege von den Brunnen zu überwinden. Standardschläuche hätten ein stattliches Gewicht und schränkten die Beweglichkeit auf dem Feld ein. Die Feuerwehr hat daher Schläuche mit einem kleineren Durchmesser beschafft. Die löschen gut, erhöhen zugleich die Mobilität. Geplant sei, ein Fahrzeug mit einem Monitor zu bestücken, um beim schnellen „Erstangriff“ aus dem Cockpit einen schlauchlosen Strahl gezielt steuern zu können.

Ein großes Dankeschön richtete Hartjes an die Landwirte, die mit Grubbern zu den brennenden Feldern angerückt waren und Schneiden geschlagen haben. „Das war Gold wert“, so Hartjes. Er lobte auch die intensive interkommunale Zusammenarbeit mit den Wehren der Nachbarn. Die sei vor allem dann unverzichtbar, wenn in kürzester Zeit ungeheure Regenmassen vom Himmel fallen. Die machen an keiner Ortsgrenze halt. „Da arbeiten wir momentan an Konzepten, um für den Notfall so gut es geht gerüstet zu sein“, so der Feuerwehrchef.

Er ergriff die Gelegenheit, sich bei der Politik für das neue Gerätehaus zu bedanken. Das werde die Schlagkraft der Wehr spürbar erhöhen und auf Jahre sichern. Das Geld sei gut angelegt. Da ist FDP-Fraktionsvize Michael Weis zwar anderer Meinung. Aber auch er „kann nachts gut schlafen, weil ich weiß, dass die Feuerwehr ihren Job macht“.

eingestellt von Thomas Hommen

 

 

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