„Wir ziehen am gleichen Strang“, NRZ 28.11.2018
Gegner des Kiesabbaus trafen sich gestern mit Alpener Politikern. Selten waren sich Bürger und Fraktionen untereinander so einig
Eine Kraterlandschaft, die aussieht wie ein Schweizer Käse – das möchten wir nicht, dagegen wehren wir uns!“ Ellen Rosemann findet deutliche Worte. Gemeinsam mit Ehemann Claus und vielen Mitstreitern kämpft die Anwohnerin der Bönninghardt gegen den geplanten Kiesabbau quasi direkt vor ihrer Haustür. Unterstützt werden die Alpener Bürger von den Fraktionsvorsitzenden der CDU, SPD, FDP und den Grünen. „Wir ziehen am gleichen Strang“, sind sich die Betroffenen einig.
Alle Fraktionen einig
In der Farbe getrennt – in der Sache vereint. „Das haut neben Fußball auch bei dieser Geschichte schon hin“, sagt Günter Helbig, Fraktionschef der CDU. „Wir setzen uns für die Anwohner und Bürger in ihrem Protest ein – unabhängig von der Parteizugehörigkeit. Da sind wir uns alle einig.“ Gemeinsam wehren sich die Alpener gegen die Kiesindustrie, die weiter Flächen für den Abbau von Sand und Kies aufkaufen und nutzen möchte. „Zerstören wäre wohl das geeignetere Wort“, meint Lutz Friebel, der an der begehrten Fläche „Am Flughafen“ in Bönninghardt wohnt und sich mit seinen Nachbarn gegen die geplante Zerstörung zugunsten des Kiesabbaus einsetzt.
Durch die Pläne der Kiesindustrie würden nicht nur erhebliche Schäden für die direkten Anwohner der Abbaufläche entstehen, auch die Natur würde in einem empfindlichen Maße gestört. „Das betrifft auch das Kastanienwaldgebiet, das so ziemlich einzigartig in NRW ist“, sagt Peter Nienhaus, Fraktionssprecher der Grünen. „Auch seltenen Vögeln oder Wildtieren wird der Lebensraum genommen.“
Das vom Regionalverband Ruhr (RVR) und der Landesregierung nun angepeilte Areal zwischen der Bönninghardter Straße und dem Weg „Am Flughafen“ soll ein Trockenabbau werden, der irgendwann ähnlich wie die Braunkohlereviere aussehen wird. „Natürlich nicht so tief und extrem“, räumt Thomas Hommen, Fraktionsvorsitzender der FDP ein. „Wir haben uns vor einigen Wochen mit vielen Betroffenen und Gegnern im Haus Thiesen getroffen und waren uns einig, dass wir dem RVR die Zähne zeigen werden.“
Es sei zwar schon viel in Richtung Landesregierung unternommen worden, die Solidarität sei bis jetzt aber eher auf lokaler Ebene zu spüren. „Für uns ist es einfach wichtig, dass wir gehört werden und solch große Entscheidungen nicht über die Köpfe der Anwohner getroffen werden“, betont Claus Rosemann. Um die Deutlichkeit ihres Protestes noch zu unterstreichen, sammeln die Anwohner Unterschriften. 600 sind bis jetzt zusammengekommen. Noch bis Ende Februar besteht die Möglichkeit, dass Bürger, Anwohner, Betroffene ein Protestschreiben an den RVR richten. Am Donnerstag, 27. Dezember, laden die Gegner des Kiesabbaus ab 16 Uhr zu einer Mahnwache und einem Fackelzug ein. Treffpunkt ist die große Wiese „Am Flughafen“.
eingestellt von Thomas Hommen