Die FDP startet voller Elan ins Wahljahr 2020. Bescheidenheit ist eine unzutreffende Bezeichnung für die Zielsetzung der Liberalen: Ihre Formel demonstriert gewachsenes Selbstbewusstsein: „15 für fünf“. Soll heißen: Die FDP will an der Wahlurne am 13. September satte 15 Prozent erreichen und mit fünf Leuten in den neuen Rat einziehen. Geht die Rechnung auf, wäre das mehr als eine Verdopplung der aktuellen Stärke. Vor fünf Jahren reichte es nur für 6,3 Prozent. Mit zwei Ratsherren ist die FDP aktuell kleinste Kraft. Um für Rückenwind zu sorgen, schickt die Wahlversammlung einen jungen Mann ins Rennen, der als Bürgermeisterkandidat Punkte bringen soll. Moritz Vochtel (24) aus Bönninghardt will Bürgermeister Thomas Ahls, der für die CDU zum vierten Mal antritt, den Chefsessel im Rathaus streitig machen.

Der 24-jährige Vorsitzende der fünf Jungen Liberalen (JuLi) in Alpen ist vor gut vier Jahren mit seinen Eltern aus Kaiserslautern an den Niederrhein gezogen. Er studiert an der FOM in Düsseldorf Wirtschaftspsychologie. Bis zur Wahl werde er seinen Bachelor wohl in der Tasche haben, denkt der groß gewachsene Mann mit den dunklen Locken, der beim TC Sonsbeck als Tennistrainer auf dem Court steht. Politik sei ihm in die Wiege gelegt worden, erzählt der Fan der einst gefürchteten „roten Teufel“ vom Betzenberg, die derzeit in Liga drei gegen den Abstieg kämpfen.

Moritz Vochtel rechnet sich, so sagt er, ernsthaft Chancen aus, mit „Bürgernähe, Transparenz und Vernunft“ das Unwahrscheinliche zu schaffen. „Wenn ich nicht daran glauben würde, wäre ich nicht angetreten“, sagt der Psycholgiestudent. Und Parteichef Thomas Hommen sagt, was ein Wahlkämpfer sagen muss: „Wir gehen fest davon aus, dass Moritz Bürgermeister wird.“

Vochtel sieht sich in der Erbfolge seines Uropas. Der sei nach dem Krieg Vize-Oberbürgermeister in Kaiserslautern gewesen. Für die SPD. Politik gehöre zum guten Ton in der Familie. Der habe ihn bereits als Teenager politisiert. In der dynamisierten Lindner-FDP und ihrem Aufbruch in die digitale Zukunft habe er das gefunden, was er gesucht habe. Wenn er Bürgermeister von Alpen wäre, würde er vor allem dafür sorgen, dass innovative Unternehmen kämen und junge Leute Grund hätten, ihre Heimat erst gar nicht zu verlassen oder hierher zurückkehren würden.

Auf der Reserveliste, die maßgeblich dafür sein wird, wer für die FDP in den Rat einzieht – ein Direktmandat ist eher unwahrscheinlich – muss sich Vochtel aber hinter der Nummer eins Thomas Hommen und Michael Weis mit Rang drei begnügen – vor Stephan Gesthuysen, Sachkundiger Bürger im Bauausschuss.

Hommen sieht die in Alpen 27 Mitglieder zählende Partei breit aufgestellt, mit einer nicht gezielt herbeigeführten Frauenquote von 40 Prozent und einem Altersschnitt unter 40. Ihren Optimismus schöpfen die Liberalen aus ihrer „guten Arbeit in den zurückliegenden fünf Jahren“. Man habe unmittelbar nach dem bescheidenen Abscheiden in 2014 in den Wahlkampfmodus geschaltet. Dass sich CDU-Chef Sascha van Beek bei seinem Startschuss ins Wahljahr so dezidiert zur Rolle der FDP geäußert habe, empfindet Hommen als Kompliment: „Danke für die Aufmerksamkeit.“

eingestellt von Thomas Hommen