Die Magenta-Westen sitzen beharrlich, RP 03.01.2020
„Hommen sitzt“ hat sich auch an Weihnachten und Neujahr an der alten Feuerwache in Alpen kein Päuschen gegönnt. Die liberale Streitmacht hat mit einem Gläschen Sekt aufs neue Jahr und auf die 40. Sitzung angestoßen. Es geht weiter.
Hommen sitzt und sitzt und sitzt. Auch an hoch heiligen Feiertagen bleibt sein Gartenstuhl am Willy-Brandt-Platz nicht frei. Immer mittwochs streift der FDP-Parteichef seine Magenta-Weste über und nimmt für eine Stunde bis „fünf vor Zwölf“ Platz vor der alten Feuerwache. Sie will der Sitzblockierer vor dem Abriss bewahren. Doch der ist längst genehmigt. Es läuft gerade der zweite Versuch, einen Investor zu finden, der hier auf dem städtebaulichen Filetstück etwas realisiert, das den ganzen Ort voranbringen soll. So die strategische Überlegung im Rathaus, die von der großen politischen Mehrheit getragen wird.
Bei der Suche ist die FDP mit im Boot, sie steigt aber sofort aus, erläutert der liberale Steuermann, sobald klar werden sollte, dass der Grundstückskäufer auch mit dem Abrissbagger plant.
„Wir haben dem zweiten Anlauf im Investorenwettstreit nur zugestimmt, so Hommen, „weil wir noch hoffen, dass ein Konzept zum Tragen kommt, das das alte Gebäude einbezieht.“ Wenn’s am Ende anders kommt, sind sie raus. Dann wollen die liberalen Schützer der ausgedienten Wache ein letztes Mal auf dem Willy-Brandt-Platz Platz nehmen. „Wir werden uns sicher nicht an die Abrissbagger ketten“, kündigt Hommen an, „aber uns sicher was einfallen lassen, das uns noch mal volle Aufmerksamkeit sichert.“ Da er damit rechne, dass der Bagger nicht unbedingt an einem Mittwoch anrollt, kündigt er fürs Frühjahr höchste Wachsamkeit an. „Unsere Antennen sind ausgefahren.“
Ob er im März die 50. Sitzrunde erreichen wird, da hat auch er leise Zweifel. Deshalb hat die liberale Streitmacht die Sitzung am Neujahrstag dazu genutzt, mit einem Gläschen Sekt aufs noch junge Jahr anzustoßen und gleichzeitig auf eine runde Sache: Hommen saß zum 40. Mal, nachdem er auch den ersten Weihnachtstag nicht hatte verstreichen lassen, ohne die Magenta-Weste überzustreifen. „Wenn ich sage, dass ich mittwochs da bin, dann bin ich mittwochs da“, sagt der Marathon-Mann, der nicht nur im Fahrrad-Sattel außergewöhnliche Beharrlichkeit beweist.
Bei Wind und Wetter. Er hat im Sommer mal mit dem Thermostat seiner Fiets mehr als 50 Grad in der prallen Mittagssonne gemessen, hat sich bei Dauerregen auch schon mal wie ein begossener Pudel aus dem Plastiksessel erhoben. Nächster Termin, der aus der Reihe tanzt, sei der Mittwoch vor Altweiber-Fastnacht. Als was „Hommen sitzt“, will er noch nicht verraten. Humor ist eine starke Waffe.
Angepöbelt habe ihn noch keiner. „Klar, unsere Aktion polarisiert“, so Hommen. Daher könne er mit Kritik gut leben. Viele würden anerkennen, dass er sich für seine Überzeugung plakativ in den Wind stelle. Es gebe sogar eine Handvoll Mitstreiter, die regelmäßig an seiner Seite sitzen – vornehmlich aus der Partei und der kritischen Anwohnerschaft.
Anfangs, so erzählt er amüsiert, sei keine Sitzung vergangen, in der nicht ein Auto der Gemeinde patrouilliert habe. Aber persönlich habe sich Bürgermeister Thomas Ahls noch nicht blicken lassen. Dafür schicke sich die „Feuerwache“ an, Parteikarriere zu machen. Im bundesweiten Ranking kommunalpolitischer FDP-Aktionen sei „Hommen sitzt“ in die Top drei aufgestiegen. Aufmerksamkeitsziel erreicht.
Unermüdlich Auch im neuen Jahr setzt Alpens FDP-Chef Thomas Hommen seine Sitz-Wache am Willy-Brandt-Platz fort.
Doppelsitzung Nach Runde 40 am Neujahrstag geht’s nun mit einer Doppelsitzung weiter. „Hommen sitzt“ am Mittwoch, 8. Januar, von 10.55 Uhr bis „fünf vor Zwölf“ und dann am Abend von 18 bis 19 Uhr.
eingestellt von Thomas Hommen