Für manche ein Graus: Strom tankende E-Autos im Vorgarten, RP 18.11.2021

Manche Grundstücke sind zu klein, um hier E-Autos aufzutanken. Die CDU in Alpen will da, wo es eng wird, helfen.


Skurrile Debatte im Alpener Rat: Auslöser war ein Antrag der CDU, für Eigentümer von Kleinstgrundstücken die baurechtlichen Auflagen zu lockern

Die Fahrt aufnehmende Mobilitätswende zeichnet eine neue Variante der nimmergrünen „Vorgärten des Grauens“. Zumindest in den Köpfen von Politikern, denen das Mikroklima so sehr am Herzen liegt wie die globale Erderwärmung. Im Alpener Rat sorgte ein Antrag der CDU für eine skurril anmutende Debatte. Es ging darum, Eigentümer von Kleingrundstücken von der Pflicht zu befreien, maximal die Hälfte ihrer Vorgärten als Autostellplatz zu nutzen. Diese Auflage, so der Hintergrund der CDU-Initiative, klemmt Bewohner im Baugebiet „Ulrichstraße – Huf“ aktuell von der Hinwendung zu klimafreundlicher E-Mobilität ab. Bleibt es bei der Vorschrift im Bebauungsplan, ist vor dem Haus kein Platz für ein Auto, um es dort an eine Steckdose anzuschließen und aufzutanken.

Bürgermeister Thomas Ahls hatte den Ball in den Vorgarten der CDU gespielt mit dem Hinweis, dass die geplante Vermehrung von E-Ladesäulen im Gemeindegebiet vornehmlich auswärtigen E-Mobilisten diene, die während ihres Aufenthaltes in Alpen auftanken könnten. Letztlich gehe es dabei um eine nach außen gerichtete „Attraktivitätssteigerung“ des Ortes, so Ahls: „Unsere Bevölkerung tankt ihre E-Autos doch überwiegend zu Hause.“

Das würden die Bewohner in der dicht besiedelten Ortslage zwischen Willy-Brandt-Platz und Ulrichstraße auch gerne tun, erläuterte Alpens Ortsvorsteherin Petra Bockstegers. Allein ihnen fehle der Platz. „Die meisten haben nicht mal eine Zufahrt zum Grundstück.“ Denen wolle man helfen, trotzdem auf den mit Strom angetriebenen Zug individueller Mobilität aufzuspringen. Daher plädiere die CDU hier für eine Ausnahme von der strengen 50-Prozent-Regel.

Zumal es sich abzeichne, dass sich durch den geplanten Bau der Rossmann-Filiale an der Ecke Ulrichstraße/Lindenallee und des künftigen Komplexes aus Supermarkt und Wohnungen auf dem Willy-Brandt-Platz die ohnehin große öffentliche Stellplatznot hier noch verschärfe.

Grünen-Sprecher Peter Nienhaus hat mit der Ausnahme von der Regel arge Probleme. Er befürchtet nicht nur, dass hier ein Präzedenzfall geschaffen wird. Er argwöhnte gar, dass es nur darum gehe, „Platz für den Zweitwagen“ zu generieren. Er will „Öko-Pflasterung“ festschreiben. Mindestens das. Die SPD findet den CDU-Vorstoß „undurchsichtig“, die FDP spricht von der logischen Folge der „Fehlentscheidung“, das Feuerwehrhaus abzureißen, und Die Partei nennt das Ganze „reichlich merkwürdig“.

Die Verwaltung nahm am Ende den „Prüfauftrag“ mit und will der Politik nun Vorschläge machen. Auch der CDU ist klar, dass der „Königsweg“ nicht in Sicht ist.

eingestellt von Thomas Hommen für die FDP-Fraktion

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