Neues Angebot: Drei Bänke für Anhalter, RP 19.04.2017
Von Menzelen-Ost bis zum Marienstift: Gestern hat Alpen seine „Mitfahrerbänke“ offiziell in Betrieb genommen.
Noch ist Skepsis unüberhörbar. Aber die Neugier ist groß. Alpen ist gestern ganz offiziell ein Stückchen mobiler geworden. Basis für das Plus an innerörtlicher Mobilität sind drei rustikal-schicke Holzbänke aus der Bönninghardter Schreinerwerkstatt von Mike Oberhäuser. Wie von Hand geschrieben ist die Bestimmung in roten Lettern in die Rückenlehne eingeschnitzt: „Mitfahrerbank“. Wer Platz nimmt, der signalisiert, dass er mitgenommen werden möchte – an den Enden der Mitfahrer-Strecke, Höhe alte Post an der Ulrichstraße in Alpen und am Marienhäuschen in Menzelen-Ost – ist die Richtung eindeutig. Nur die Mitte an der Schulstraße in Menzelen-West ist nicht alternativlos.
„Da müssen wir uns eventuell was überlegen“, sagte Ortsvorsteher Edgar Giesen. Er hat gestern schon sein Ohr auf die Schiene gelegt. Denn selbst im Münsterland hat man Wind von der Bank in Alpen bekommen. Der Vertreter einer dortigen Initiative war gestern Mittag an der Bank in Menzelen, um zu sehen, wie die Idee hier umgesetzt wird. Der Gast aus dem Westfalenland habe erzählt, dass dort mit Schildern angezeigt werde, wohin die Reise gehen soll. „Könnte man drüber nachdenken“, so Giesen.
Das Grundprinzip ist so einfach wie alt: Wer kein Auto hat und keine Möglichkeit, Bus oder Bahn zu besteigen, und für den ein Taxi zu teuer ist, bittet passierende Autofahrer, ihn mitzunehmen. „Wir sind früher getrampt“, sagte Bürgermeister Thomas Ahls. Doch die bei Jugendlichen früher gängige Methode schnell und bequem von A nach B zu gelangen, gilt heute als „uncool“. Die ersten in der Region, die die Anhalter auf die Bank gesetzt haben, waren Bürger in Schaephuysen.
„Das kommt hervorragend an“, sagte Horst Wiechert über die dortigen Erfahrungen. Auch der Praxistest von FDP-Ratsherr Thomas Hommen, der die Idee aus Schaephuysen ins Rathaus geholt hat, verlief vielversprechend: „In Menzelen hab‘ ich fünf, in Alpen drei Minuten länger auf der Bank gesessen.“ Auch Franz-Josef Spölmink ist überzeugt, dass die Bank ein Renner wird. Der Vorsitzende des Heimat- und Verkehrsvereins (HVV) hat viel Arbeit investiert, damit die einfach klingende Idee die behördlichen Hürden gemeistert hat.
Die Sparkasse am Niederrhein gab für die bürgerschaftliche Initiative 2500 Euro. Die Gemeinde pflastere die neuen Haltepunkte – am Marienstift wird die Bürgerbus-Bucht genutzt. Nach einem halben Jahr Vorlauf wird sich nun zeigen, ob’s klappt. „Wir sind auf dem Dorf. Man kennt sich“, sagte jemand. Auch die Frage nach der Versicherung wurde beim Start diskutiert. Das sei wie immer, wenn man im Wagen eines anderen mitfährt. Solche Dinge hatten zwei Teenies – Junge und Mädchen, von denen Karl Heinz Ladwig berichtete, sicher nicht im Kopf. Die wollten von Ginderich nach Menzelen-West. Bis Ost sind sie gelaufen und haben sich auf die Bank gesetzt. Von der hatten sie in der Zeitung gelesen.
Allgemeine Überzeugung beim Startschuss: „Wir setzen auf die Optimisten“, so Ortsvorsteher Giesen. Ein Mann blieb beim Blick auf die Bank skeptisch: „Die ist ganz nass, Wer soll sich da draufsetzen?“ Gut, dass bald richtig Frühling wird.
eingestellt von Thomas Hommen