Hommen steigt aus RP vom 24.10.2022

„Hommen sitzt“ wurde zum geflügelten Wort für die Aktion, mit Thomas Hommen gegen den Abriss des alten Feuerwehrhauses in Alpen lange protestiert hat. Vergeblich. Foto: Hommen

Alpens FDP-Fraktionschef Thomas Hommen und sein langjähriger Vize Michael Weis legen ihre Ratsmandate mit sofortiger Wirkung nieder und treten aus der Partei aus. Grund ist vornehmlich die Unzufriedenheit mit der Politik der Ampel.

Das politische Alpen ist gleich zu Beginn der Woche mit einem Paukenschlag aus seiner Beschaulichkeit erwacht. Zwei Drittel der FDP-Fraktion haben ohne jegliche Vorzeichen das Handtuch geworfen. Fraktionschef Thomas Hommen (55) und sein langjähriger Vize Michael Weis haben ihr Ratsmandat mit sofortiger Wirkung niedergelegt und ihren Austritt aus der Partei erklärt. Lediglich Moritz Vochtel, seit der Wahl im September 2020 als dritter FDP-Mann im Rat, hält an seinem Mandat fest.

Nicht nur für Alpens FDP ist der Verlust der Doppelspitze im Rat ein Verlust. Thomas Hommen hat sich in den zehn Jahren seiner politischen Tätigkeit im Rat mit so umstrittenen wie ungewöhnlichen Aktionen einen Bekanntheitsgrad erworben, der weit über die Grenzen des Ortes hinausreicht. Seine regelmäßigen Sitz-Demos mit Magenta-Shirt im blauen Gartenstuhl gegen den – inzwischen erfolgten – Abriss des Feuerwehrgerätehauses hat landesweites Echo gefunden. Und als Marathonradler ist er 2017 mit der Fiets zum Bundesparteitag der Liberalen nach Berlin gestrampelt und dort von Partei-Chef Christian Lindner empfangen worden.

So würde es nicht verwundern, wenn der radikale Schritt der beiden führenden Köpfe der Alpener Liberalen auch in der Bundeshauptstadt zumindest registriert wird. Zumal beide vornehmlich die Politik der FDP in der Ampel für ihren Rückzug verantwortlich machen, wie Hommen am Montag im Gespräch mit der Redaktion erläuterte. „Weder in der Fraktion noch im Ortsverband hat‘s Stress gegeben.“ Auf diese Feststellung legt Hommen großen Wert.

Auslöser für den Schritt sei die Niedersachsenwahl gewesen, bei der die FDP an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert ist. Da sei Michael Weis auf ihn zugekommen, so Hommen, und habe um ein vertrauliches Gespräch gebeten. Dabei habe er ihm seine Unzufriedenheit mit der Politik der FDP in der Bundesregierung mitgeteilt. Die habe dazu geführt, dass Weis, der sich selber öffentlich nicht erklärt hat, sich nicht mehr in der Lage sehe, an Ständen im Dialog mit der Bürgerschaft für die Partei einzutreten. Der Entschluss seines Alter Ego in Fraktion, so Hommen, sei für ihn letztlich wenig überraschend gekommen und auch für ihn der Tropfen gewesen, der „das Fass zum Überlaufen gebracht“ habe. Für ihn sei damit klar gewesen: „Dann gehen beide. Mit aller Konsequenz.“ Da seine Lebensplanung ohnehin vorgesehen habe, mit Ablauf der Wahlperiode 2025 aufzuhören, habe er den Schritt vorgezogen, weil auch er mit der FDP in der Ampel in einem für ihn zentralen Punkt nicht klarkomme: „Die Legalisierung von Cannabis kann ich nicht mitgehen.“

Das mag erstaunen, aber für ihn, so Hommen, berühre die Legalisierung von Drogen ein persönliches Trauma. Er selbst trinke keinen Alkohol, weil er als Kind in der Familie viel Leid erfahren habe und wisse, „was Drogen anrichten können“. Die ersten 20 Jahre seines Lebens will er nun in einem Buch aufarbeiten. „Die ersten Seiten habe ich schon geschrieben.“

Erste Reaktionen auf seinen Rückzug hätten ihn schon erreicht, so Hommen, der mit sich im Reinen scheint. Erster Anrufer sei Thomas Buchholz gewesen. Der hat im Sommer den Vorsitz der CDU-Fraktion niedergelegt – hält aber seiner Fraktion und Partei die Treue.

Von Bernfried Paus

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